Hintergrundwissen zum Krimi

Hintergrundwissen zum Krimi

Die Formel für einen Krimi ist denkbar einfach: Ein Mord geschieht. Der Romanheld ermittelt. Und am Ende klärt sich die Frage, wer der Mörder war und warum er gemordet hat. Vielleicht ist es gerade dieses einfache Grundkonzept, das den Krimi so erfolgreich macht.

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Vielleicht ist es aber auch die Tatsache, dass das Rätsel um einen Mord immer wieder anders, neu und spannend erzählt werden kann. Jedenfalls hat der Krimi eine riesengroße Fangemeinde. Grund genug, sich einmal näher mit diesem literarischen Genre zu beschäftigen.

Die Anfänge des Krimis

Der Krimi ist ein vergleichweise junges Genre. Morde gab es in der Literatur zwar schon immer, der Krimi als eigenständiges Genre konnte sich aber erst mit dem Entstehen der bürgerlichen Gesellschaft im 19. Jahrhundert entwickeln.

Der Grund dafür ist simpel:

Vor dem 19. Jahrhundert gab es keine organisierte Polizeieinheit, die sich damit beschäftigte, Beweise zu sichern, Straftaten zu ergründen und Verbrechen aufzuklären. Die erste ermittelnde Polizei wurde 1810 in Frankreich ins Leben gerufen, 1829 entstand in England Scotland Yard. In Deutschland gab es erst gegen Ende des 19. Jahrhundert eine Kriminalpolizei und sie war zunächst auch nur in großen Städten tätig.

Eine Gesellschaft, die über ein Rechtsbewusstsein verfügt und an der Aufklärung von Verbrechen interessiert ist, ist aber die Grundlage dafür, dass ein Krimi Leser findet. Damit erklärt sich auch, weshalb die frühe und bedeutsame Kriminalliteratur größtenteils aus Ländern wie den USA, England und Frankreich stammt. In diesen Ländern wurde die Idee des Rechtsstaats und demokratischer Strukturen deutlich früher eingeführt und praktiziert als beispielsweise in Deutschland.

Überhaupt entwickelte sich in Westdeutschland erst in den 1960er-Jahren so etwas wie eine eigene Krimikultur. Dabei hatte es der Krimi alles andere als leicht. Noch in den 1970ern wusste die Literaturwissenschaft nicht so richtig mit dem Krimi umzugehen. Sie kritisierte vor allem, dass der Krimi nicht von der Schönheit oder der Kraft der Sprache lebt. Stattdessen fesselt der Krimi den Leser, weil er ihn an einem Rätsel teilhaben lässt.

Der Krimi nutzt die Sprache nicht im Sinne der Literatur, sondern als zweckmäßiges Mittel, um ein Rätsel zu beschreiben. Der Leser wird mehr oder weniger dazu gezwungen, die ganze Zeit über mitzudenken. Aus Sicht einiger Kritiker bewegte sich ein Krimi deshalb auf der gleichen Stufe wie ein Kreuzworträtsel. Inzwischen hat sich der Krimi aber nicht nur einen festen Platz erobert, sondern gehört sogar zu den erfolgreichsten Literaturgenres überhaupt.

Die großen Stars der Kriminalliteratur

Wem der erste Krimi zuzuschreiben ist, ist in der Literaturwissenschaft umstritten. Einige Literaturwissenschaftler halten “Die Frau in Weiß” von Colin Wilkie aus dem Jahre 1860 für den ersten echten Krimi. Andere sehen in Edgar Allen Poes “Der Doppelmord in der Rue Morgue” von 1841 den ersten Krimi. Wieder andere Literaturwissenschaftler gehen noch weiter zurück und sprechen bei Schillers “Verbrecher aus Infamie – eine wahre Geschichte” aus dem Jahre 1786 vom ersten echten Krimi der Literaturgeschichte.

Bemerkenswert ist, dass in vielen frühen Krimis nicht die Polizei, sondern Privatdetektive ermitteln und die Morde aufklären. Ein Grund hierfür ist, dass die Polizei früher keinen allzu guten Ruf hatte. Sie galt als schlecht ausgebildet und zudem oft korrupt. Ein anderer Grund dürfte sein, dass ein Privatdetektiv dem Autor mehr Möglichkeiten der Ausgestaltung bietet.

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Anders als ein Polizeikommissar kann ein Privatdetektiv bei seinen Ermittlungen auch ungewöhnliche Wege gehen und zu außergewöhnlichen Mitteln greifen. Außerdem kann er den Täter laufen lassen, wenn ihm das richtig erscheint. Bei einem Polizisten wäre dies so nicht ohne Weiteres möglich. Zu den berühmtesten Detektivfiguren der Kriminalliteratur gehört zweifelsohne Sherlock Holmes.

Sein Erfinder ist der Londoner Arzt Arthur Conan Doyle, der die Figur erstmals in einer Erzählung aus dem Jahre 1887 auftauchen lässt. Eigentlich hatte Doyle nicht vorgehabt, die Detektivfigur weiter auszuarbeiten. Doch ein amerikanischer Verleger konnte Doyle dazu überreden, Sherlock Holmes zum Titelhelden mehrerer Kriminalromane werden zu lassen.

Der größte Star der Krimiszene ist Agatha Christie. Aus ihrer Feder stammen 66 Romane und zahlreiche Kurzgeschichten. Schätzungen zufolge sollen weltweit mehr als zwei Milliarden Exemplare ihrer Bücher verkauft worden sein. Weltberühmt wurde die Krimiautorin vor allem durch zwei Figuren, nämlich Miss Marple und Hercule Poirot. Agatha Christies Krimis spielen meist in den besseren Kreisen. Hier sind auch die Krimis von George Simenon angesiedelt, der Kommissar Maigret erfunden hat.

Kommissar Maigret arbeitete zwar wie ein Privatdetektiv, war aber Polizeikommissar. Sowohl Agatha Christie als auch George Simenon verstanden es, ihre Geschichten so zu erzählen, dass sie weit mehr waren als nur reine Rätsel um Morde. Etwas weniger anspruchsvoll, aber nicht weniger erfolgreich waren die Krimis von Edgar Wallace. Seine Romane kennzeichnen sich dadurch, dass nur wenige Personen mitwirken und der Leser sehr schnell in die Geschichte eingebunden ist. Gleichzeitig setzte der Autor auf den Überraschungseffekt. Dadurch sind die Auflösungen am Ende anders als erwartet, wirken manchmal jedoch leider auch etwas unglaubwürdig.

Der Krimi heute

Der Krimi hat eine große Entwicklung hinter sich. Längst sind es nicht mehr nur schrullige Detektive und eigensinnige Kommissare, die sich mit Morden in der besseren Gesellschaft beschäftigen. Heutige Krimis spielen in allen gesellschaftlichen Schichten.

Sie behandeln verschiedenste Themen, angefangen beim klassischen Raubmord über handfeste Wirtschaftskriminalität bis hin zum Mord aus Eifersucht mit integriertem Liebesdrama. Der Romanheld kann ein Kommissar oder ein Detektiv sein, genauso aber auch ein Hund oder eine Katze. Der Leser wiederum muss nicht zwangsläufig ein unbeteiligter Beobachter sein und den Ermittler begleiten. Es gibt Krimis, die die Geschichte umdrehen und den Leser aus Sicht des Mörders erleben lassen.

Früher spielten Krimis meist in Großstädten oder sehr bekannten Regionen. Dadurch konnte der Autor sicherstellen, dass viele Leser die Spiel- und Tatorte kennen und sich in die Geschichte hineinversetzen können. Beim deutschen Krimi zeichnet sich seit einigen Jahren ein anderer Trend ab.

Durch Krimis, die sich auf bestimmte Regionen beschränken, erhoffen sich Autoren und Verlage, dass der Leser die Geschichte noch intensiver miterleben kann. Schließlich kennt er die Straßen und Häuser nicht nur, sondern ist dort sogar selbst ständig unterwegs. Der Plan scheint aufzugehen, denn der Regionalkrimi wird immer beliebter. Generell ist der Krimi aber ein sehr erfolgreiches Genre. Nach Angaben des deutschen Buchhandels ist jedes vierte verkaufte Buch ein Krimi. Dadurch belegt der Krimi den zweiten Platz hinter Romanen.

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Gerd Traube, studierter Germanist und Buchautor, geboren 1966, Michaela Lange, geboren 1978, Deutschlehrerin und Privatautorin, Canel Gülcan -Studentin Lehramt Deutsch/Germanistik, sowie Ferya Gülcan Redakteurin und Betreiberin dieser Seite, schreiben hier für Sie/euch alles Wissenswerte zum Thema Schreiben. Ob für Schule, Beruf, angehende Schriftsteller oder Redakteure, wir hoffen, dass unsere Übungen und Anleitungen Ihnen weiterhelfen.

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