Was ist Onomatopoesie? – Die Onomatopoesie veranschaulicht durch Wörter, was wir sehen, hören oder lesen. Sie schließt Substantive, Verben und Adjektive ein und kommt in verschiedenen literarischen Gattungen vor. Wir erklären, was die Onomatopoesie ausmacht und wie sie als Stilmittel wirkt!
Die Bezeichnung Onomatopoesie geht auf die beiden altgriechischen Wörter „onoma“ für „Name“ und „poesis“ für „das Machen“ zurück. Sinngemäß übersetzt bedeutet Onomatopoesie also so viel wie „Namen geben“ oder „Wörter bilden“.
Als Onomatopoesie bezeichnen wir den Vorgang, bei dem ein neues Wort entsteht, das einen nichtsprachlichen Klang nachahmt. Onomatopoetika, also onomatopoetische Wörter, spiegeln demnach den Klang des Gemeinten wider.
Ein Beispiel dafür ist „peng“ für ein Geräusch. Aus diesem Grund wird synonym auch von der Laut- oder Klangmalerei gesprochen.
Die Sprachwissenschaft definiert die Onomatopoesie als „Wortneubildung durch sprachliche Nachahmung von Geräuschen und Lauten“.
In der Linguistik hingegen meint die Lautmalerei die „lautliche Gestaltung sprachlicher Ausdrücke in einer Weise, die den gemeinten Gegenstand, Vorgang oder das gemeinte Lebewesen nachahmt“.
Inhalt
Welche Arten der Onomatopoesie gibt es?
In unserer alltäglichen Sprache benutzen wir öfter lautmalerische Wörter, als es uns vielleicht bewusst ist. Die ersten Berührungspunkte mit der Onomatopoesie gibt es schon im frühen Kindesalter.
So sagen kleine Kinder zu einer Katze zum Beispiel „Miez“ und zu einem Hund „Wauwau“. Dabei unterscheiden wir bei der Onomatopoesie drei verschiedene Arten voneinander:
Wortbildende Onomatopoesie
Bei wortbildenden Onomatopoetika handelt es sich um Wörter, die im klassischen Sinne lautmalerisch sind. Im Zuge der Wortbildung entsteht aus einem Geräusch oder einem Ton ein neues Wort.
Ein gutes Beispiel ist das Wort „zischen“. Hier ahmt der sch-Laut das entsprechende Geräusch nach. Trotzdem handelt es sich um ein ganz normales Verb, das wir wie alle anderen Verben konjugieren können.
Weitere Beispiele sind:
- fiepsen
- gurren
- krächzen
- grunzen
- rascheln
- donnern
- hauchen
- pfeifen
Lautmalerische Neuschöpfungen von Wörtern gibt es in allen Sprachen. Allerdings wird das akustische Vorbild immer auf die jeweilige Sprache angepasst.
Möchten wir zum Beispiel beschreiben, wie ein Hahn kräht, können wir im Deutschen den Begriff „Kikeriki“ verwenden. Im Englischen heißt das Pendant dazu „cock-a-doodle-doo“ und im Französischen „cocorico“.
Interjektionen als Onomatopoesie
Die zweite große Gruppe der Onomatopoesie sind Interjektionen. Das sind Lautäußerungen, die es ermöglichen, zum Beispiel Empfindungen, Aufforderungen oder Geschehnisse zu beschreiben. Interjektionen sind keine vollwertigen Wörter, sondern gelten als Vorstufe der Wortbildung.
Obwohl Interjektionen keine konkrete Bedeutung haben, können sie etwas ausdrücken.
Ein paar Beispiele:
- Aua! – Ausdruck von Schmerz
- Pssst! – Aufforderung zum Leise-sein
- Oh! – Erstaunen
- Bäh! – Ekel oder Abscheu
- Puh! – Erleichterung
- Peng! – Knall oder Schuss
- Ähm! – Nachdenken
Umschreibende Onomatopoetika
Wie die Bezeichnung schon nahelegt, ahmen umschreibende Onomatopoetika ein Geräusch oder einen Laut nicht nach, sondern umschreiben ihn nur.
Um die Bedeutung hervorzuheben, verwenden sie oft die Wortstämme von Verben, die durch die Tätigkeit, die sie beschreiben, ein Geräusch oder einen Klang ausdrücken (zum Beispiel summen, klirren, scheppern).
Von echten, wortbildenden Onomatopoetika und Interjektionen unterscheiden sich umschreibende Lautmalereien dadurch, dass sie immer eine Tätigkeit oder einen Vorgang beschreiben.
Echte Onomatopoetika hingegen haben keine beschreibende Funktion. Lesen wir zum Beispiel das Wort „Bumm!“, nehmen wir es sofort akustisch als reine Nachahmung eines Geräusches wahr.
Im Unterschied dazu beschreibt ein Wort wie „trompetend“ nicht nur das Geräusch, sondern bezieht sich auch auf eine Handlung.
Weitere Beispiele für umschreibende Lautmalereien sind:
- knurrend
- metallisch
- heulend
- rasselnd
- blechern
- hölzern
- Kreisch!
Welche Wirkung hat die Onomatopoesie als rhetorisches Stilmittel?
Die Onomatopoesie versteht sich als Wiedergabe und Nachahmung von nicht-sprachlichen Lauten durch sprachliche Mittel. Innerhalb der rhetorischen Stilmittel gehört sie deshalb in die Gruppe der sogenannten Klangfiguren.
Ein wesentlicher Effekt, den wir durch die Verwendung von Onomatopoesie erzielen können, besteht darin, dass das Geschriebene lebendig wird.
Durch die lautmalerischen Wörter wird der Text besonders anschaulich und eröffnet den Leser:innen dadurch noch einmal einen ganz anderen Zugang.
Schreiben wir zum Beispiel „Nur das leise Gurren der Tauben auf dem Dach war zu hören“, können sich die Leser:innen durch das lautmalerische „Gurren“ genau vorstellen, wie die langgezogenen und kehligen Laute der Tauben klingen.
Lautmalerische Wörter regen aber nicht nur die Vorstellungskraft der Leser:innen an, weil sie Bilder und Geräusche vor dem geistigen Auge entstehen lassen. Vielmehr kann die Onomatopoesie auch einen synästhetischen Eindruck hervorrufen.
Synästhesie bedeutet, dass die Sinne verschmelzen und wir zum Beispiel einen Geruch mit einer bestimmten Farbe verknüpfen. Heißt es im Text zum Beispiel „Genervt schlürfte er an seinem Kaffee.“, dann spricht das „schlürfen“ den Hörsinn an.
Wir stellen uns vor, wie ein Mann seinen Kaffee trinkt und dabei ein Geräusch macht. Der eigentliche Vorgang ist aber eine Handlung, die wir mit unseren Augen sehen.
Das Schlürfen des Kaffees als lautmalerischer Ausdruck verbindet also das Sehen und das Hören miteinander.
Neben ihrer Wirkung im Text haben Onomatopoetika den positiven Nebeneffekt, dass sie dabei helfen, sich Vokabeln oder Melodien einfacher zu merken. Das liegt an den Vernetzungen, die im Gehirn entstehen.
Das englische Wort „slippery“ für „rutschig“ zum Beispiel können wir uns besser einprägen, wenn wir die Vokabel laut aussprechen und uns anhand des Wortklangs vorstellen, wie jemand auf dem glatten Boden ausrutscht.
Der Klang hilft also dabei, die Bedeutung des Wortes zu verstehen und zu erfassen.
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