Wunderwaffe Wikipedia – aber auch eine seriöse Quelle?

Wunderwaffe Wikipedia – aber auch eine seriöse Quelle?

Wenn es darum geht, sich über ein Thema zu informieren, führt für viele kein Weg an Wikipedia vorbei. Wikipedia ist ein Onlinelexikon und eine übersichtlich gestaltete Wissensdatenbank, die Informationen zu allen nur erdenklichen Informationen kostenlos, für jeden frei zugänglich und leicht verständlich zur Verfügung stellt.

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Innerhalb weniger Jahre hat es Wikipedia geschafft, zu einer der am häufigsten besuchten Webseiten zu werden, konkret belegt das Internetlexikon eigenen Angaben und jüngeren Erhebungen zur Internetnutzung zufolge weltweit gesehen den fünften und in Deutschland den dritten Platz.

Aber was ist das Erfolgsgeheimnis des Portals und ist es wirklich eine so hilfreiche und wertvolle Informationsquelle wie es auf den ersten Blick erscheint?

Das Besondere an Wikipedia

Wikipedia punktet zunächst einmal durch zwei Faktoren. So bietet das Portal zum einen eine riesige Anzahl an Artikeln zu den verschiedensten Stichworten. Ob es um geschichtliche Ereignisse, wissenschaftliche Themen, prominente Personen oder Fachbegriffe geht, in dem Internetlexikon lässt sich fast alles nachlesen.

Dabei sind die einzelnen Artikel üblicherweise mit anderen Artikeln verlinkt, so dass sich der Nutzer schnell und einfach weitere Informationen beschaffen kann. Außerdem sind meist sowohl die Quellen als auch weiterführende Internetseiten angegeben, was eine gute Ausgangsbasis für weitergehende Recherchen schafft. Zum anderen zeichnen sich die Beiträge oft durch einen erstaunlich hohen Aktualitätsgrad aus.

So werden die Artikel regelmäßig aktualisiert und wenn sich eine Änderung ergibt, beispielsweise weil eine berühmte Persönlichkeit verstirbt, dauert es nicht selten nur wenige Minuten, bis der Beitrag um diese Information ergänzt ist.

Dabei ist das Grundprinzip von Wikipedia denkbar einfach. Das Internetlexikon bezeichnet sich selbst zwar als Enzyklopädie, basiert aber auf einer komplett anderen Idee als klassische Lexika. Bei klassischen Lexika werden die Beiträge von professionellen und spezialisierten Autoren verfasst und die Inhalte vor einer Veröffentlichung äußerst penibel überprüft.

Im Unterschied dazu bündelt Wikipedia das Wissen der großen Internetgemeinde. Dabei kann sich prinzipiell jeder Nutzer auch als Macher an dem Portal beteiligen und sowohl neue Artikel veröffentlichen als auch bestehende Beiträge bearbeiten, unabhängig davon, ob er ein Gelegenheitsschreiber, ein Hobbyschriftsteller oder ein professioneller Fachautor ist.

Wunderwaffe Wikipedia – aber auch eine seriöse Quelle?

Es ist zweifelsohne ein Erfolgsfaktor des Portals und zugleich ein sehr großer Vorteil, dass jeder seinen Beitrag zur Wissenssammlung leisten kann. Schließlich ist dadurch sichergestellt, dass ein sehr breites Themenspektrum abgedeckt werden kann. Zudem tragen Autoren, die keine ausgewiesenen Experten sind, dazu bei, dass die Artikel auch für den Laien verständlich und nachvollziehbar formuliert sind.

Allerdings ist genau dieser Vorteil zeitgleich die Schwachstelle des Onlinelexikons. Selbstverständlich verfügt auch Wikipedia über eine Qualitätssicherung. Hierfür sind zum einen die Administratoren zuständig, zum anderen kontrollieren alle anderen Autoren und Nutzer die Inhalte.

Wird irgendwo ein Fehler ausgemacht, beschränken sich die Informationen zur sehr auf nur eine Perspektive oder fehlen die Belege für die Angaben, können andere Nutzer die entsprechenden Passagen kennzeichnen oder direkt Korrekturen vornehmen. Zudem gibt es Diskussionsseiten, auf denen sich Nutzer zu einem Beitrag, dessen Inhalten und Formulierungen austauschen können. Vor allem bei heiklen Themen werden hier aber teils hitzige Debatten geführt, die mitunter mit dem eigentlichen Text kaum noch etwas zu tun haben.

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Doch trotz Qualitätssicherung ist es bei einem so umfangreichen Portal letztlich unmöglich, alle Beiträge und sämtliche Änderungen permanent und vollständig zu überwachen. Handelt es sich nicht gerade um grobe Schnitzer, bleiben kleinere oder nicht auf den ersten Blick offensichtliche Fehler deshalb oft lange Zeit unbemerkt. Ein Beispiel hierfür ist ein Artikel, der die Karl-Marx-Allee in Berlin behandelte. 2009 hatte ein Redakteur der Berliner Zeitung den Artikel um die Aussage ergänzt, im Volksmund hätte die Straße den Beinnamen Stalins Badezimmer gehabt. Dieser vermeintliche Fakt tauchte daraufhin in mehreren anderen Zeitungen, einer großen Illustrierten und diversen Online-Texten auf, allerdings ohne Wikipedia als Quellenangabe.

Erst knapp zwei Jahre später stellte der Autor selbst den Sachverhalt richtig und erklärte, er habe sich mit seiner frei erfundenen Aussage einen Scherz erlaubt. Neben solchen bewussten Falschmeldungen sind aber auch unbeabsichtigte Fehler nicht ausgeschlossen. Zudem verfügen viele Laien-Autoren schlichtweg nicht über das Wissen und Können, sachliche Artikel mit journalistischem Anspruch zu verfassen.

Im Ergebnis entstehen dadurch mitunter Beiträge, die deutlich subjektiv gefärbt sind oder aus persönlicher Sicht interessante Anekdoten enthalten, während relevante Hintergrundinformationen nur am Rande gestreift werden oder gänzlich fehlen. Außerdem lässt sich durchaus über den Sinn und Unsinn einiger Beiträge streiten. Erstaunlicherweise führen Befürworter und Kritiker hier aber das gleiche Argument an, nämlich dass sich Wikipedia als Enzyklopädie verstehe.

Während das für Kritiker allerdings bedeutet, dass nur relevantes und seriöses Wissen in ein Lexikon gehört, sind Befürworter der Meinung, dass in einem Lexikon alles zu finden sein müsse, was irgendwo in irgendeiner Form existiert.

Das Fazit zu Wikipedia

Wikipedia hat sich völlig zurecht als umfangreiches Onlinelexikon etabliert und ist ein überaus hilfreiches Werkzeug, um sich über ein Thema zu informieren. Als einzige Quelle für einen Artikel, einen Sachtext, ein Referat oder eine wissenschaftliche Arbeit ist Wikipedia letztlich jedoch nicht geeignet.

Dies liegt zum einen daran, dass die Qualität der Beiträge je nach Qualifikation und Engagement des Verfassers sehr unterschiedlich ausfallen kann. Zum anderen bringt die Tatsache, dass praktisch jeder Nutzer jederzeit Änderungen vornehmen kann, Risiken mit sich. Es steht außer Frage, dass sehr viele Artikel in Wikipedia inhaltlich völlig korrekt und fundiert verfasst sind.

Aber trotzdem wird ein Autor, der den Anspruch hat, einen seriösen Text zu verfassen, nicht darum herumkommen, die einzelnen Angaben auf Korrektheit und Neutralität zu überprüfen und eigene Recherchen anzustellen.

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Gerd Traube, studierter Germanist und Buchautor, geboren 1966, Michaela Lange, geboren 1978, Deutschlehrerin und Privatautorin, Canel Gülcan -Studentin Lehramt Deutsch/Germanistik, sowie Ferya Gülcan Redakteurin und Betreiberin dieser Seite, schreiben hier für Sie/euch alles Wissenswerte zum Thema Schreiben. Ob für Schule, Beruf, angehende Schriftsteller oder Redakteure, wir hoffen, dass unsere Übungen und Anleitungen Ihnen weiterhelfen.

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