Alles Wichtige rund um die Suggestivfrage, 1. Teil

Alles Wichtige rund um die Suggestivfrage, 1. Teil

Bei der Suggestivfrage handelt es sich um ein rhetorisches Mittel, das das Gegenüber beeinflussen kann. Etwas zu suggerieren bedeutet, eine bestimmte Wirkung hervorrufen zu wollen. Wer suggestiv handelt, möchte psychisch oder emotional Einfluss auf jemanden nehmen. Eine Suggestivfrage zielt darauf ab, das Gegenüber dazu zu bringen, eine bestimmte Antwort zu geben.

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Alles Wichtige rund um die Suggestivfrage, 1. Teil

In einem zweiteiligen Beitrag haben wir alles Wichtige rund um die Suggestivfrage zusammengestellt. Wir erklären diesen Fragetyp, nennen Beispiele und zeigen die verschiedenen Wirkungen:

Was ist eine Suggestivfrage genau?

Eine Suggestivfrage kennzeichnet sich dadurch, dass der Inhalt der Antwort mehr oder weniger vorgegeben ist. Der Fragende schränkt die möglichen Antworten des Gegenübers ein, indem er ihn durch die Formulierung in eine bestimmte Richtung lenkt. Insofern ist die Suggestivfrage eine Form von Manipulation.

Suggestivfragen sind zum Beispiel:

  • Findest du nicht auch, dass dieses Sofa perfekt in unser Wohnzimmer passen würde?

  • Du bist doch bestimmt auch der Meinung, dass uns ein Urlaub guttun würde, oder?

  • Sollen wir heute Abend zum Italiener oder zum Griechen?

Ob eine Suggestivfrage funktioniert und den Gefragten tatsächlich beeinflusst, hängt von ihm ab. Grundsätzlich kann der Gefragte die Vorgabe außer Acht lassen und ganz anders antworten, als es der Fragende erwartet hat.

Suggestivfragen finden in der Rhetorik Anwendung, werden aber genauso auch in der Psychologie, bei Verhören, in Verkaufsgesprächen oder in der Markt- und Meinungsforschung eingesetzt.

Sogar im Alltag wird die Fragetechnik bewusst oder unbewusst verwendet, wenn sich der Fragende Unterstützung oder Zustimmung erhofft.

Was unterscheidet die Suggestivfrage von der rhetorischen Frage?

Wie die Suggestivfrage ist auch die rhetorische Frage ein Stilmittel, das das Gegenüber beeinflusst. Meist bewirkt eine rhetorische Frage, dass das Gegenüber noch einmal über eine Aussage nachdenkt.

Beispiele sind:

  • Machen wir nicht alle mal Fehler?

  • Wer sollte das ernsthaft bestreiten?

  • Ist das nicht seltsam?

Eine rhetorische Frage erwartet keine Antwort. Sie wird in den Raum gestellt, um eine Behauptung, eine Tatsache, einen Eindruck, ein Gefühl oder einen anderen Inhalt zu betonen.

Das Gegenüber kann zwar zustimmen oder kommentieren, muss aber nicht. Im Unterschied dazu soll eine Suggestivfrage dazu führen, dass das Gegenüber auf jeden Fall antwortet und dabei eine bestimmte Antwort gibt.

Wie wirken Suggestivfragen?

Das Ziel einer Suggestivfrage besteht darin, den Gefragten zu einer bestimmten Antwort zu bewegen. Wie ausführlich diese Antwort sein soll, hängt davon ab, welche Absichten der Fragende verfolgt und wie er seine Frage formuliert.

Grundsätzlich sind Suggestivfragen in der Lage, ganze Gespräche oder Diskussionen zu steuern, indem sie jeweils die Argumente einer Seite stützen.

Um die verschiedenen Formen zu verdeutlichen, in denen Suggestivfragen auftreten können, und um die unterschiedlichen Abstufungen der Wirkung aufzuzeigen, nennen wir einige Beispiele. Dabei beginnen wir mit Suggestivfragen, die weniger manipulativ sind.

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Was hast du davon mitbekommen?

In diesem Beispiel gibt die Suggestivfrage Vorwissen preis oder täuscht es auch nur vor. Die Frage unterstellt, dass der Gefragte etwas mitbekommen hat. Gleichzeitig lässt sie dem Gefragten Raum für eine mehr oder weniger ausführliche Antwort.

Der Gefragte wird eher nicht versucht sein, zu leugnen, dass er etwas mitbekommen hat. Denn er geht davon aus, dass der Fragende ohnehin Bescheid weiß. Deshalb wird er berichten, was er gesehen oder gehört hat.

Solche Fragen werden häufig bei Vernehmungen eingesetzt. Eingestreute Teilinformationen lassen den Eindruck entstehen, dass der Fragende bereits im Bilde ist. Weil der Befragte befürchtet, sowieso nicht mehr aus der Situation herauszukommen, redet er.

Findest du nicht auch, dass der heutige Tag richtig gut gelaufen ist?

Stellt der Fragende eine Suggestivfrage in dieser Form, möchte er auf etwas Positives hinaus. Möglicherweise hat er heute hart gearbeitet, große Fortschritte erzielt oder sich bei etwas besonders viel Mühe gegeben und möchte nun gerne eine Bestätigung hören.

Vielleicht hat der Fragende aber auch den Eindruck, dass sein Gegenüber mit dem Tag nicht ganz zufrieden war und will sein Gewissen beruhigen.

So oder so übt die Frage emotionalen Druck aus. Denn sie drängt den Gefragten dazu, mit einem „Ja“ zu antworten, um den Fragenden nicht zu enttäuschen oder vor den Kopf zu stoßen.

Trotzdem ist die manipulative Wirkung überschaubar. Letztlich ist die Frage nämlich eine Meinungsäußerung, die Bestätigung wünscht, aber nicht erzwingt. Der Gefragte kann immer noch ausweichen, indem er zum Beispiel mit „Ja schon, aber …“ antwortet.

Deine Lieblingsfarbe ist doch blau, oder?

Diese Frage suggeriert, dass der Fragende den Gefragten gut kennt und genau weiß, was seine Lieblingsfarbe ist. Trotzdem möchte er sich vergewissern, dass er richtig liegt.

Im Prinzip würde es ausreichen, wenn der Gefragte mit einem kurzen „Ja“ oder „Nein“ antwortet. Indirekt erkundigt sich die Frage aber auch danach, welche Lieblingsfarbe der Gefragte hat, wenn es nicht blau ist.

Bist du noch vor oder erst nach Mitternacht nach Hause gekommen?

Der Fragende vermittelt, dass er weiß, dass der Gefragte recht spät daheim war. Für ihn ist aber weniger der exakte Zeitpunkt entscheidend, sondern in erster Linie, ob es vor oder nach Mitternacht war.

Bei Vernehmungen werden solche Fragestellungen eingesetzt, wenn sich der Befragte nicht mehr genau erinnern kann, es für den Tathergang aber relevant ist, den Zeitpunkt zumindest grob einzugrenzen.

Im privaten Bereich können solche Fragen geschickt aufklären, wann der Partner oder die Kinder tatsächlich daheim waren.

Im 2. Teil zeigen wir Beispiele für starke Suggestivfragen. Außerdem nennen spezielle Varianten dieses Fragetyps.

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Gerd Traube, studierter Germanist und Buchautor, geboren 1966, Michaela Lange, geboren 1978, Deutschlehrerin und Privatautorin, Canel Gülcan -Studentin Lehramt Deutsch/Germanistik, sowie Ferya Gülcan Redakteurin und Betreiberin dieser Seite, schreiben hier für Sie/euch alles Wissenswerte zum Thema Schreiben. Ob für Schule, Beruf, angehende Schriftsteller oder Redakteure, wir hoffen, dass unsere Übungen und Anleitungen Ihnen weiterhelfen.

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