Paraphrasieren – Infos, Tipps und Anleitung, Teil 2

Paraphrasieren – Infos, Tipps und Anleitung, Teil 2

Die Aussage eines Dritten in eigenen Worten wiederzugeben, wird Paraphrasieren genannt. In der alltäglichen Kommunikation und in den verschiedensten Texten wird die Paraphrase genauso verwendet wie in wissenschaftlichen Arbeiten. Dabei hat die Paraphrase eine persönlichere und ausdrucksstärkere Note als ein wörtliches Zitat. Denn der Autor bringt sich selbst ein Stück weit ein.

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Paraphrasieren - Infos, Tipps und Anleitung, Teil 2

In einem zweiteiligen Beitrag haben wir Infos und Tipps rund ums Paraphrasieren zusammengestellt. Dabei haben wir in Teil 1 erklärt, was genau eine Paraphrase ist, wie sie formuliert wird und was sie von der Paraphrasierung und der Periphrase unterscheidet.

Hier ist Teil 2!:

Eine Anleitung zum Paraphrasieren

Wissenschaftliches Paraphrasieren ist in der Schule und im Studium unter anderem bei Haus-, Fach-, Bachelor- und Masterarbeiten gefragt. Doch wenn der Autor die Vorgehensweise einmal verinnerlicht hat, kann er sie auf die verschiedensten Texte übertragen.

Schritt 1: den Originaltext vollständig erfassen

Zunächst ist wichtig, den Originaltext sehr gründlich und aufmerksam zu lesen. Paraphrasieren wird erst dann möglich, wenn der Autor den Text komplett erfasst und verstanden hat.

Deshalb sollte er sich ausgiebig damit befassen und zum Beispiel Fachausdrücke nachschlagen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass er die Botschaft oder den Sinn der Aussage aus Versehen verfälscht.

Schritt 2: die wesentlichen Aussagen notieren

Dieser Schritt ist nur erforderlich, wenn der Autor eine längere Passage oder einen ganzen Text paraphrasieren will. Dann sollte er die entscheidenden Aussagen aufschreiben.

Am besten stellt er dabei folgende Fragen:

  • Welche Ausgangsfrage oder These liegt dem Originaltext zugrunde?

  • Worauf will der Originalautor hinaus?

  • Welchen Standpunkt vertritt er?

  • Zu welchem Ergebnis kommt er?

Durch das Notieren der wesentlichen Aussagen wird es einfacher, sich einen Überblick zu verschaffen und den Kern des Originaltextes zu ermitteln. Hilfreich ist das vor allem dann, wenn der Text eine wissenschaftliche Theorie oder ein ganzes Konzept beschreibt.

Schritt 3: die Paraphrase formulieren

Jetzt kommt die eigentliche Arbeit. Der Autor sollte den Originaltext beiseitelegen und den Inhalt in seinen eigenen Worten wiedergeben. Wichtig dabei ist, dass sich der Autor auf die Kernaussagen konzentriert und Randinformationen oder unwesentliche Details weglässt.

Eine Paraphrase soll keine erklärende Zusammenfassung sein, sondern ein auf den Punkt gebrachtes, indirektes Zitat.

Fachbegriffe aus dem Text kann der Autor übernehmen. Allerdings sollte er sie in seinen eigenen Ausführungen so erklären, dass sie auch für einen Leser, der sich weniger gut mit dem Thema auskennt, verständlich sind.

Beim wissenschaftlichen Paraphrasieren muss der Autor außerdem immer die Quellen angeben.

Dabei werden bei den Quellenangaben vier gängige Zitierweisen angewendet:

  • Harvard: Bei der Harvard-Zitierweise stehen in einer Klammer direkt hinter der Paraphrase das Kürzel „vgl.“ für „Vergleiche“, der Name des Originalautors, das Erscheinungsjahr des Werks und die Seitenzahl. Zum Beispiel so: (vgl. Autor 2023: 10). Die vollständige Quellenangabe wird im Literaturverzeichnis vermerkt.
  • APA-Standard: Im APA-Standard benennt die Quellenangabe hinter der Paraphrase den Namen des Autors, das Erscheinungsjahr und die Seitenzahl. Die Angaben sind dabei mit Kommas voneinander getrennt. Zum Beispiel so: (Autor, 2023, S. 10). Die vollständige Quelle gehört ins Literaturverzeichnis.
  • MLA-Stil: Der MLA-Stil ähnelt dem APA-Standard, fällt aber noch kürzer aus. Hier steht direkt hinter der Paraphrase nur der Name des Autors und die Seitenzahl: (Autor 10).
  • Deutsche Zitierweise: In der deutschen Zitierweise ist eine ausführliche Quellenangabe als Fußnote üblich. Sie führt alle Angaben auf, die für eine eindeutige Zuordnung notwendig sind: Vgl. Autor, Vorname: Titel. 1. Auflage. Ort 2023. S. 10.
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Schritt 4: die Texte vergleichen und Korrekturen vornehmen

Hat der Autor die Paraphrase fertig, sollte er seinen eigenen Text noch einmal mit dem Originaltext abgleichen. Sind seine Formulierungen sehr nah am Original, sollte er sie entweder umschreiben oder auf ein direktes Zitat zurückgreifen.

Kann er einen Satz nicht mehr nachvollziehen oder vermutet er einen Fehler, sollte er sich das Original anschauen und seine Paraphrase entsprechend berichtigen.

Auch für das Korrekturlesen sollte sich der Autor die notwendige Zeit nehmen. Rechtschreib- und Tippfehler machen einen ebenso schlechten Eindruck wie ständige Wiederholungen.

Schritt 5: die Quellen überprüfen und im Verzeichnis auflisten

Bei jeder Paraphrase muss die Quelle angegeben werden. Der Autor sollte also sicherstellen, dass seine Angaben vollständig und richtig sind.

Zum Schluss legt er ein Verzeichnis an, in dem die Quellen noch einmal ausführlich aufgelistet werden. Die notwendigen Angaben entsprechen dabei grundsätzlich den Fußnoten bei der deutschen Zitierweise.

3 Tipps zum Paraphrasieren

Wie so oft und an vielen Stellen gilt auch fürs Paraphrasieren, dass Übung den Meister macht. Fällt es anfangs vielleicht etwas schwerer, Paraphrasen zu formulieren, klappt es mit der Zeit immer flüssiger.

Und damit es noch etwas besser gelingt, geben wir drei Tipps mit auf den Weg:

  1. Den Blickwinkel ändern

Eine effektive Methode beim Paraphrasieren ist, eine andere Perspektive einzunehmen.

Beschreibt ein Satz zum Beispiel das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern aus Sicht der Eltern, kann der Autor einen Umkehrschluss ziehen und die Sicht der Kinder schildern.

Eine andere Möglichkeit ist, die Reihenfolge, in der die Informationen angeordnet sind, umzustellen. Streicht der Autor zusätzlich einzelne Angaben, die nicht unbedingt notwendig sind, weg, ergibt sich eine kurze und aussagekräftige Paraphrase.

  1. Synonyme verwenden

Synonyme sind ein probates Mittel, um Paraphrasen zu formulieren. Lautet das direkte Zitat zum Beispiel „Er hält die These für falsch.“ könnte die Paraphrase „Dieser Standpunkt ist seiner Meinung nach nicht richtig.“ lauten.

Die „These“ wurde durch das Synonym „Standpunkt“ ersetzt und statt „falsch“ wurde die Formulierung „nicht richtig“ verwendet.

Gleichzeitig helfen Synonyme oft dabei, den Satzbau zu verändern. Die Paraphrase rückt so noch ein Stück weiter weg vom Original.

  1. Die Satzstruktur umgestalten

Baut der Autor einen Satz neu, wird aus einem Zitat schnell eine Paraphrase. Vor allem komplexe Sätze, die mehrere Nebensätze umfassen, kann der Autor in zwei oder drei kürzere Sätze aufteilen.

Andersherum kann er mehrere kurze Sätze in einem Satz zusammenfassen, der die wichtigsten Informationen wiedergibt.

Daneben kann der Autor mit den grammatikalischen Konstruktionen spielen. Steht der Originalsatz im Aktiv, kann der Autor zum Beispiel eine Passivkonstruktion formulieren oder umgekehrt einen Satz im Passiv ins Aktiv setzen.

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Gerd Traube, studierter Germanist und Buchautor, geboren 1966, Michaela Lange, geboren 1978, Deutschlehrerin und Privatautorin, Canel Gülcan -Studentin Lehramt Deutsch/Germanistik, sowie Ferya Gülcan Redakteurin und Betreiberin dieser Seite, schreiben hier für Sie/euch alles Wissenswerte zum Thema Schreiben. Ob für Schule, Beruf, angehende Schriftsteller oder Redakteure, wir hoffen, dass unsere Übungen und Anleitungen Ihnen weiterhelfen.

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