Was ist Polemik? Definition und Merkmale
Bei der Polemik handelt es sich um eine angriffslustige Ausdrucksform, die durchaus persönlich werden kann. Wer sich polemisch äußert, vertritt klar seinen Standpunkt und scheut auch nicht davor zurück, andere zu kritisieren. Noch bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde unter Polemik die Kunst des Streitens verstanden. Wer es vermochte, überzeugend zu argumentieren und zu diskutieren, galt als wortgewandter und talentierter Redner.
Heute wird vor allem dann von Polemik gesprochen, wenn eine Argumentation unsachlich ist oder einen Dritten persönlich angreift.
Inhalt
Definition: Was ist Polemik?
Das Wort Polemik geht auf die griechischen Begriffe für Streit und Feindseligkeit zurück. Unter Polemik wird ein unsachlicher Angriff, oft auf persönlicher Ebene, verstanden.
Das Ziel ist, die eigenen Argumente überzeugend zu präsentieren und durchzusetzen, während die Argumente des Gegenübers geschwächt werden sollen. Es wird keine Einigung angestrebt, bei der die Argumente beider Seiten gehört und gegeneinander abgewogen werden.
Ein Polemiker möchte als klarer Sieger aus einer Diskussion hervorgehen. Bei einem Streit möchte er sich und seine Meinung durchsetzen.
Ein Polemiker sucht die Konfrontation. Er zeigt wenig Verständnis für die Ansichten oder das Verhalten seines Gegenübers und er scheut auch nicht vor Bemerkungen über Privates oder Intimes zurück, um die Glaubwürdigkeit seines Gegenübers in Zweifel zu ziehen.
Polemische Texte und Gespräche sind in der Literatur, der Philosophie und der Kunst zu finden, ebenso aber auch in der Religion und der Politik.
Friedrich von Schlegel definierte die Polemik so:
„Wenn Verstand und Unverstand sich berühren, so gibt es einen elektrischen Schlag. Das nennt man Polemik.“
Polemisch und polemisieren
Polemisch ist das Adjektiv zu Polemik. Im Zusammenhang mit einer Argumentation könnte das Adjektiv durch Begriffe wie scharf, angriffslustig, unsachlich oder feindselig ersetzt werden.
Polemisieren ist das Verb. Wenn jemand polemisiert, dann greift er jemanden verbal an, beschuldigt ihn oder bekämpft ihn mit Worten.
Was unterscheidet Polemik von Satire und Parodie?
Bei der Satire handelt es sich um eine Kunstform, die Aufmerksamkeit erregen und Kritik üben will. Auch die Satire arbeitet zwar mit Ironie und Sarkasmus. Im Unterschied zur Polemik führt die Satire aber keinen Streit um eine Meinung.
Außerdem charakterisiert sich die Satire durch Komik. Sie möchte auf humoristische Art kritisieren. Zwar kann auch die Polemik mit Humor arbeiten, ein typisches Merkmal ist das aber nicht.
Die Parodie macht auf Missstände aufmerksam, indem sie eine Person oder einen Sachverhalt überspitzt nachahmt. Dabei kann sie humorvoll sein, genauso aber auch unsachlich und angriffslustig daherkommen.
Der entscheidende Unterschied zur Polemik besteht darin, dass die Parodie überzogen imitiert, während die Polemik explizit argumentiert.
Wie hat sich die Streitkunst im Laufe der Zeit entwickelt?
Schon in der Spätantike verfassten christliche Autoren kontroverse Diskussionen. Sie stellten Ungläubige und Angehörige von Glaubensrichtungen abseits des Christentums an den Pranger. Berühmte Vertreter sind zum Beispiel die sogenannten Kirchenväter Irenäus von Lyon und Hieronymus.
Im Mittelalter gab es ebenfalls zahlreiche polemische Schriften, die die eigenen Glaubenssätze verteidigten und Gegner des Christentums angriffen.
Im 18. Jahrhundert erreichte die Polemik als Ausdrucksform ihren Höhepunkt. Gelehrte erstellten Schriften zu den verschiedensten Themen. Das Ziel war stets, den Gegner durch eine möglichst gehobene Wortwahl zu degradieren und seine Argumente zu entkräften.
In der Antike wurden rhetorische Duelle oft mündlich ausgetragen. Später und insbesondere heute werden ausführliche Polemiken meist schriftlich verfasst, etwa in der Literatur oder in den Wissenschaften.
Polemische Kommentare und spitze Bemerkungen hingegen sind im Alltag allgegenwärtig.
Polemischer Nihilismus
Im 19. Jahrhundert, in der Zeit des Vormärz, war polemisch von Nihilismus die Rede, wenn Kritik an der Kirche, der Religion oder der Politik geübt wurde.
Der christliche Glaube verlor an Bedeutung, während das Streben nach einer neuen politischen Ordnung zunehmend in den Vordergrund rückte. Anhänger dieser Überzeugung wurden Nihilisten genannt.
Nach Nietzsche bezeichnet Nihilismus den Glauben daran, dass es keine absoluten Wahrheiten gibt und die Menschen niemals wissen können, was tatsächlich wahr ist und was nicht.
Daraus leitet sich ab, dass letztlich alles nichtig ist und nichts von dem, was wir tun oder sagen einen Wert oder Sinn hat. Der Oberbegriff für diese pessimistische Haltung wurde in der Polemik des 19. Jahrhunderts abfällig verwendet, um die Argumente derjenigen zu entkräften, die das bestehende System anzweifelten oder kritisierten.
Welche Merkmale hat die Polemik?
Weil die Polemik nicht sachlich argumentiert, hat sie einen eher schlechten Ruf. Andererseits ist sie zumindest offen und ehrlich. Sie kann aggressiv und unfair sein, aber eben auch Verborgenes ans Licht bringen und Witz haben.
Dabei gibt es vor allem fünf Merkmale, an denen sich in einem Text oder literarischen Werk erkennen lässt, dass es sich um Polemik handelt.
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Proponent und Opponent
In einer polemischen Auseinandersetzung treffen ein Proponent und ein Opponent aufeinander. Der Proponent stellt eine Behauptung auf oder wirft eine These in den Raum. Der Opponent, meist ist das der Polemiker, argumentiert dagegen.
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Polemische Frage
Statt eine These zur Diskussion zu stellen, ist auch eine sogenannte polemische Frage möglich. Die Beantwortung dieser Frage verfolgt das Ziel, die eigenen Argumente zu stärken und eventuelle Gegenargumente zu entkräften.
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Typische Stilmittel
Ein rhetorisches Mittel, das die Polemik gerne verwendet, ist die Wiederholung. Dabei werden bestimmte Sätze oder Ausdrücke regelmäßig wiederholt, um ihre Bedeutung zu stärken und sie dem Gegenüber ins Bewusstsein zu rufen.
Daneben arbeitet die Polemik oft mit Antithesen, rhetorischen Fragen, Steigerungen und Übertreibungen.
Das wichtigste Stilmittel in polemischen Werken sind aber Sarkasmus und Ironie. Sie heben die Argumentation auf eine persönliche Ebene und stellen den Gegner bloß. Gleichzeitig tragen sie dazu bei, dass ein polemischer Text unterhaltsam wird.
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Funktion der Polemik
Auch wenn Polemik durchaus unterhaltsam sein kann und im 18. und 19. Jahrhundert fast schon wie ein Hobby betrieben wurde, zielt sie nicht auf Unterhaltung ab.
Stattdessen ist ihr Ziel, so viele starke Argumente aufzubieten, dass am Ende die eigene Position gewinnt und der Gegner klein beigeben muss. In der Rhetorik wird ein solches Streitgespräch als Disputation bezeichnet.
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Grenzen der Polemik
Grundsätzlich gibt es in der Polemik kaum Grenzen. Denn sie bleibt ohnehin nicht sachlich. Im Zuge der Argumentation können private Geheimnisse ausgeplaudert und Behauptungen aufgestellt werden.
Im Extremfall kann die Polemik sogar den Ruf des Gegenübers nachhaltig schädigen. Darin unterscheidet sich die Polemik von der Satire, die sich immer an Fakten orientiert.
Letztlich muss jeder für sich selbst entscheiden, wie persönlich es werden darf und wo er seine Grenze zieht. Entscheidend ist, die eigenen moralischen Grundsätze einzuhalten.
Eine Argumentation sollte sich immer darauf fokussieren, den eigenen Standpunkt zu verdeutlichen, und nicht zum Ziel haben, böswillig gegen einen Dritten zu argumentieren.
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