Stellungnahme schreiben – Infos und Tipps, Teil 2

Stellungnahme schreiben – Infos und Tipps, Teil 2

Durch eine Stellungnahme gibt der Schreiber seinen Standpunkt zu einem Thema wieder. Aber er bezieht nicht einfach nur Stellung, sondern begründet seine Ansichten mit schlüssigen Argumenten. Deshalb zielt eine Stellungnahme auf zwei Dinge ab.

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Stellungnahme schreiben - Infos und Tipps, Teil 2

Zum einen will sie den Leser darüber informieren, wie der Schreiber die Sache sieht. Zum anderen geht es darum, die Haltung so plausibel und überzeugend auszuführen, dass der Leser die Meinung des Schreibers teilen oder sie zumindest nachvollziehen kann.

Stellungnahmen werden als Aufsatz im Deutschunterricht geschrieben, meist als eine Vorstufe zur Erörterung. Aber auch im Beruf und im Alltag sind immer mal wieder Stellungnahmen gefragt. Mündlich ist das zum Beispiel bei Diskussionen und Debatten der Fall.

Schriftliche Stellungnahmen können unter anderem Vorschläge, Kommentare, Beschwerden, Leserbriefe oder Aussagen in einem Versicherungsfall sein.

Nun ist aber gut möglich, dass die letzte Stellungnahme schon eine Zeit zurückliegt oder der Schreiber das erste Mal vor dieser Aufgabe steht. Wir haben deshalb einen zweiteiligen Ratgeber mit Infos und Tipps zum Schreiben einer Stellungnahme erstellt.

Dabei ging es in Teil 1 darum, was genau eine Stellungnahme ist und wie der Schreiber am besten vorgeht, wenn er seine Stellungnahme schreibt.

Hier geht’s nun weiter mit Teil 2:

Die verschiedenen Argumenttypen für eine Stellungnahme

Eine Stellungnahme steht und fällt mit den Argumenten. Eine reine Behauptung kann schließlich jeder aufstellen. Doch ob die Behauptung überzeugen kann, hängt davon ab, ob und wie gut sie begründet wird.

Dabei zählt bei den Argumenten tatsächlich die Qualität und nicht die Quantität. Der Schreiber braucht keine lange Liste an Argumenten, die für seinen Standpunkt sprechen.

Durch zu viele Argumente könnte er sich sogar verzetteln oder der Leser könnte sich bevormundet fühlen. Nur ein einziges Argument wiederum würde die Begründung zu dünn erscheinen lassen.

Als Faustregel gilt deshalb, dass der Schreiber mit etwa drei guten und starken Punkten argumentieren sollte.

Dabei hat der Schreiber verschiedene Typen von Argumenten zur Auswahl:

Das Fakten-Argument

Wie schon der Name besagt, stützt sich ein Fakten-Argument auf eine Tatsache. Der Schreiber untermauert seine Behauptung also mit einem Fakt, der klar, eindeutig, unstrittig und belegbar ist.

Sofern der Leser die Tatsache nicht kennt, kann er sie jederzeit überprüfen. Und weil eine Tatsache die Basis ist, ist ein Fakten-Argument sehr stark. Deshalb ist es optimal, wenn der Schreiber seine Stellungsnahme mit einem Fakten-Argument beenden kann.

Beispiel:

Mit rund 83 Millionen Einwohnern leben in Deutschland so viele Menschen wie nie zuvor.

Das normative Argument

Ein normatives Argument greift eine Norm auf, die allgemein anerkannt ist und nicht in Frage gestellt wird. Dabei kann es sich bei der Norm um einen grundlegenden Wert, eine gängige Denkweise oder ein typisches Muster handeln.

Damit das Argument Gewicht hat, muss der Schreiber aber eine weit verbreitete und akzeptierte Norm auswählen. Hat der Leser komplett andere Wertvollstellungen, wird ihn das Argument sonst nicht überzeugen.

Beispiel:

Die Meinungsfreiheit zählt zu den wichtigsten Werten einer freien und demokratischen Gesellschaft.

Das Autoritätsargument

Bei einem Autoritätsargument beruft sich der Schreiber auf eine bekannte, renommierte und anerkannte Instanz. Er verknüpft sein Argument dabei mit der Aussage einer namhaften Größe.

Auch ein autoritäres Argument kann sehr stark sein. Das liegt daran, dass die Aussagen von angesehenen Instanzen normalerweise nicht in Frage gestellt werden.

Beispiel:

Laut polizeilicher Kriminalstatistik steht die Aufklärungsquote von Straftaten im Jahr 2018 mit 56,5 Prozent auf einem neuen Höchststand.

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Das indirekte Argument

Für ein indirektes Argument greift der Schreiber ein Argument der Gegenseite auf und hebelt es aus. Dabei entkräftet er die gegenteilige Aussage, indem er sie mit seiner These widerlegt.

Auf diese Weise gewinnt sein Argument gleichzeitig an Kraft. Den größten Effekt kann der Schreiber erzielen, wenn er dazu mit einem Fakten-Argument kontern kann.

Beispiel:

Kritiker von frühen Kita-Besuchen erklären regelmäßig, dass die Fremdbetreuung Kleinstkinder überfordern würde. In mehreren Studien wurde aber nachgewiesen, dass gerade ein früher Besuch der Kita positiven Einfluss auf die Entwicklung der Kleinen hat.

Das Analogieargument

Durch ein Analogieargument verknüpft der Schreiber die Argumentation thematisch mit einem anderen Sachverhalt. Auf diese Weise ergibt sich ein Vergleich, der die Argumentation für den Leser verständlicher und noch greifbarer macht.

Allerdings braucht der Schreiber dafür ein Vergleichsthema, das inhaltlich zur Argumentation passt. Andernfalls entsteht kein schlüssiger Zusammenhang.

Beispiel:

Autos auf den Straßen sind für uns ein alltägliches und selbstverständliches Bild. Unsere Urahnen hingegen hätten sich das vermutlich kaum vorstellen können. Wahrscheinlich hätten ihnen die Autos sogar Angst gemacht.

Warum sollte die Entwicklung jetzt plötzlich stoppen? Uns macht künstliche Intelligenz mitunter etwas Angst – für die nachfolgenden Generationen wird sie aber vermutlich völlig selbstverständlich zum Alltagsleben dazugehören.

Das Plausibilitätsargument

Ein Plausibilitätsargument verfolgt die Idee, dass der Schreiber mit einer plausiblen und somit logischen, schlüssigen und nachvollziehbaren Erklärung argumentiert.

Weil der Schreiber dabei aber nicht auf klare Fakten oder überprüfbare Aussagen zurückgreift, sondern hauptsächlich von seiner eigenen Meinung oder zumindest gesundem Menschenverstand ausgeht, braucht er ein bisschen Feingefühl.

Denn der Leser muss die Ansichten des Schreibers verstehen können. Ideal wiederum ist, wenn sich der Leser in dem Argument wiederfindet.

Beispiel:

Eine Ernährung, bei der ein möglicher Mangel an Vitaminen und Spurenelementen mit chemischen Ersatzstoffen aufgefangen werden muss, kann unmöglich gesund sein.

4 Tipps für eine gelungene Stellungnahme

Nachdem wir erklärt haben, wie eine Stellungnahme verfasst wird und worauf es beim Schreiben zu achten gilt, verraten wir zum Schluss noch vier nützliche Tipps!

  1. Nicht verzetteln.

Für eine überzeugende und in sich stimmige Argumentation ist sehr wichtig, dass der Schreiber seine These stets im Blick behält. Seine Argumente und auch seine Beispiele müssen einen klaren Bezug zu seinem Standpunkt haben.

Tolle Argumente und hübsche Beispiele bringen nichts, wenn der Leser nicht versteht, was diese Aussagen mit der eigentlichen These zu tun haben sollen oder worauf der Schreiber damit hinaus will.

  1. Eigene und fremde Argumente klar voneinander abgrenzen.

Übernimmt der Schreiber fremde Argumente, zum Beispiel aus einem Text oder von einem Dritten, sollte er diese Thesen unbedingt in den Konjunktiv setzen.

Für den Leser muss nämlich offensichtlich sein, wann der Schreiber selbst argumentiert und wann er nur andere Standpunkte wiedergibt.

  1. Den Leser durch den Text führen.

Für eine übersichtliche und lesefreundliche Struktur sollte der Schreiber seinen Text in Absätze gliedern. Zwischenüberschriften sind in einer Stellungnahme aber nicht üblich. Besser ist, wenn der Schreiber passende Satzübergänge verwendet, um dem Leser Orientierung zu geben.

Dazu kann er Formulierungen wie zum Beispiel „Ein anderes Argument ist …“, „Außerdem hat sich gezeigt, dass …“, „Daneben möchte ich auf … hinweisen“ oder „Abschließend bleibt festzustellen, dass …“ verwenden.

  1. Eine Vorlage gekonnt einbinden.

Bezieht sich der Schreiber in seiner Stellungnahme auf eine Textvorlage, kann er diese direkt einflechten. Dazu geht er die Vorlage durch, pickt die entsprechenden Argumente heraus und äußert in seinem Text seinen Standpunkt dazu.

Ob der Schreiber dabei auf alle Argumente eingeht oder nur zu einem Punkt Stellung bezieht, hängt davon ab, warum und in welchem Kontext der Schreiber die Stellungnahme schreibt.

Das Einbinden kann jedenfalls so aussehen: „Der Autor vertritt die Auffassung, dass Kinder mit Büchern besser und effektiver lernen als mit digitalen Medien. Meiner Meinung nach motivieren aber gerade Lernseiten Kinder eher.

Denn das Lernen mittels Internet trägt ihrem alltäglichen Verhalten stärker Rechnung. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen übrigens auch Studien.“

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Gerd Traube, studierter Germanist und Buchautor, geboren 1966, Michaela Lange, geboren 1978, Deutschlehrerin und Privatautorin, Canel Gülcan -Studentin Lehramt Deutsch/Germanistik, sowie Ferya Gülcan Redakteurin und Betreiberin dieser Seite, schreiben hier für Sie/euch alles Wissenswerte zum Thema Schreiben. Ob für Schule, Beruf, angehende Schriftsteller oder Redakteure, wir hoffen, dass unsere Übungen und Anleitungen Ihnen weiterhelfen.

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