Leseransprache mittels Personas – Infos und Tipps
Ob Webseite, Blog, Zeitung, Zeitschrift, Buch oder Werbung: Wenn ein Autor einen Text verfasst, der veröffentlicht werden soll, schreibt er diesen Text nicht für sich selbst. Stattdessen richtet sich der Textbeitrag an die Leser. Doch damit der Autor seine Leser erreichen kann, muss er in etwa wissen, wer seine Zielgruppe ist. Vor allem im Marketing und Vertrieb sind Zielgruppen schon lange ein großes Thema. Dabei wurden die Zielgruppen zunächst eher allgemein definiert.
Typische Kriterien waren Merkmale wie Alter, Geschlecht und Durchschnittseinkommen. Im Laufe der Zeit wurden die Einteilungen dann zunehmend präziser. Der Familienstand, der Beruf, der Lebensstil, die Wertvorstellungen und ähnliche Dinge flossen ein.
Trotzdem blieben die Zielgruppen eine eher abstrakte Größe. Deshalb kam irgendwann das Persona-Prinzip auf.
Was sich dahinter verbirgt und wie Personas dem Autor bei der Ansprache seiner Leser helfen, erklären wir in diesem Beitrag!:
Personas – Was ist das?
Bei Personas handelt es sich um frei erfundene Personen. Sie stehen als Stellvertreter für eine ganze Zielgruppe oder einen bestimmten Teil der Zielgruppe. Dazu weisen Personas Eigenschaften und Verhaltensweisen auf, die für die jeweilige Zielgruppe ganz typisch sind.
Dadurch sollen Personas dazu beitragen, ein möglichst genaues Bild von den Zielgruppen zu zeichnen und, im Fall des Autors, seinen Lesern buchstäblich ein Gesicht zu geben.
Seine Wurzeln hat das Persona-Prinzip in der IT-Branche. Dort wurde es entwickelt und eingesetzt, um bei Software und der Gestaltung von Internetseiten die Anforderungen der Nutzer präzise zu definieren. Inzwischen haben auch andere Bereiche das Verfahren übernommen.
Dazu zählen zum Beispiel das Marketing, der Vertrieb und die Produktentwicklung. Tatsächlich kann das Persona-Prinzip aber letztlich überall dort eingesetzt werden, wo es darum geht, mit seinen Produkten oder Leistungen Zielgruppen zu erreichen. Deshalb kann auch ein Autor gut mit Personas arbeiten.
Wie entstehen Personas?
Personas übernehmen stellvertretend die Rolle des Publikums. Möchte der Autor solche fiktiven Figuren in die Leseransprache einbinden, muss er sich natürlich zuerst einmal seine Personas ausdenken und anschließend mit ihnen arbeiten.
Dabei geht er am besten in fünf Schritten vor:
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Die typischen Merkmale der Personas zusammentragen
Zunächst sollte sich der Autor überlegen, was seine Leser ausmacht. Wie stellt er sich typische Vertreter seiner Zielgruppen vor? Dabei kann der Autor ganz spontan vorgehen und in einem Brainstorming alles notieren, was ihm zu Eigenschaften, Merkmalen, Vorlieben und Besonderheiten seiner Leser einfällt.
Liegt es ihm eher, systematisch und strukturiert vorzugehen, kann der Autor aber auch damit beginnen, Kriterien festzulegen. Bei diesen Kriterien kann es sich um Dinge wie zum Beispiel das Alter, den Wohnort, den Familienstand, den Beruf und die Hobbys, den Bildungsabschluss und die Interessen handeln. Anschließend befüllt er die verschiedenen Kategorien mit Daten.
Ratsam ist, dass der Autor zu Beginn recht weit ausholt. Er sollte ruhig alles aufschreiben, was interessant sein könnte, wenn er es über eine Person weiß. Das können auch scheinbare Nebensächlichkeiten wie die Lieblingsfarbe, die bevorzugte Automarke, die Leibspeise oder das Haustier sein.
Später kann der Autor die Eigenschaften und Merkmale, die mit Blick auf seine Arbeit keine Rolle spielen, immer noch wegstreichen.
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Steckbriefe der einzelnen Personas erstellen
Der nächste Schritt ist, die Datensammlung zu sortieren. Dabei sollte der Autor zum einen berücksichtigen, welche Kriterien maßgeblich sind, um die Repräsentanten seiner Zielgruppen zu beschreiben. Schreibt der Autor zum Beispiel Texte für einen Blog, der sich mit Essen, Selbermachen, Einrichtung und Deko befasst, dürfte unerheblich sein, was die Lieblings-Automarken seiner Personas sind.
Zum anderen sollte der Autor für sich beantworten, welche Erwartungen und Wünsche seine Zielgruppen haben. Welche Bedürfnisse haben die Personas? Welche Ansprüche stellen sie an die Texte? Am Ende geht es schließlich um genau diese Fragen.
Sind die Daten sortiert, fasst der Autor die Angaben am besten in Steckbriefen zusammen. Ähnlich wie in einem Lebenslauf kann er dabei für jede Figur eine Tabelle anlegen und dort die Eigenschaften und Merkmale eintragen. Außerdem sollte er seinen Personas Vor- und Nachnamen geben.
Um die Figur endgültig zum Leben zu erwecken, sollte der Autor dann noch Fotos suchen. Im Internet finden sich zahllose Portraits, die sich für diesen Zweck eignen. Dazu kann der Autor einfach einen Vornamen eingeben, der in der Zeit, in der die fiktive Figur geboren ist, beliebt war.
Wählt er dazu einen gängigen Nachnamen, erscheinen jede Menge Bilder. Daraus kann der Autor das Foto auswählen, das seiner Vorstellung vom jeweiligen Leser am nächsten kommt. Aus Gründen des Datenschutzes sollte der Autor das Foto aber etwas verändern. So entwickeln sich aus den erdachten Personas Leser, die real wirken und die es tatsächlich geben könnte.
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Die Anzahl der Personas begrenzen
Der Autor wird in den wenigsten Fällen eine so homogene Zielgruppe haben, dass eine einzige Figur diese vollständig repräsentieren könnte. Die Beiträge von einem Wohnen-, Dekorieren- und DIY-Blog etwa können von jungen Leuten, die Geld sparen wollen, genauso gelesen werden wie von bastel-begeisterten Familien oder von Älteren, die keine Lust auf eine Einrichtung von der Stange haben.
In aller Regel wird der Autor deshalb mehrere Personas brauchen, um die wichtigsten Eigenschaften seiner Leser abzudecken. Allerdings sollte er es bei maximal fünf Personas belassen. Andernfalls wird die Bandbreite zu groß und das Verfahren verliert seinen Zweck.
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Die Leseransprache mittels Personas umsetzen
Das Persona-Prinzip soll bei einer gezielten Leseransprache helfen. Das setzt voraus, dass der Autor seine Personas beim Schreiben einbezieht. Es genügt nicht, wenn er sich nur einmal ein Bild von seinen Lesern macht. Stattdessen muss er immer im Hinterkopf haben, für wen er schreibt. Hilfreich kann deshalb sein, wenn der Autor die Steckbriefe seiner Personas ausdruckt und in Sichtweite an seinem Arbeitsplatz positioniert.
Bevor der Autor einen neuen Text beginnt, kann er überlegen, für welche seiner Personas der Beitrag interessant sein wird. Passend dazu kann er den Text dann gestalten. Natürlich wird es dem Autor nicht immer gelingen, ein Thema auszusuchen, das für alle Personas die gleiche Relevanz hat.
Das ist normal. Wenn der Autor aber feststellt, dass der Beitrag vermutlich nur eine Figur ansprechen und für die anderen vier Personas nicht unbedingt lesenswert sein wird, sollte er genau abwägen, ob sich die Idee wirklich für einen Beitrag eignet.
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Die Personas immer mal wieder überprüfen
Personas können sich mit der Zeit verändern. Das kann daran liegen, dass der Autor Erkenntnisse über seine Lesergruppen gewinnt, die ihm so bisher nicht bewusst waren oder die er anders beurteilt hat. Möglich ist aber auch, dass neue oder zusätzliche Themen dazu beigetragen haben, dass die Zielgruppen ebenfalls vielschichtiger geworden sind.
Aus diesem Grund sollte der Autor gelegentlich überprüfen, ob seine Personas noch aktuell sind. Falls nicht, sollte er die Figuren anpassen oder einzelne Personas gegen neue austauschen.
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Thema: Leseransprache mittels Personas – Infos und Tipps
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Das Clustern der Zielgruppe halte ich nach wie vor für unheimlich wichtig. Allerdings sollte man, wie im Artikel erwähnt, darauf achten, dass es am Ende nicht zu breit gefächtert ist und man zu viele Personas hat. Diesen Fehler haben wir nämlich anfänglich gemacht und der Aufwand war echt enorm!
Zum Glück sind wir jetzt besser… bloß nie aufgeben, Freunde!