3 gängige Schreibregeln, die der Autor besser nicht blind anwenden sollte
Jeder Autor entwickelt im Laufe der Zeit seine eigenen Methoden und Vorgehensweisen. Und genau das ist auch gut und richtig so. Denn das Schreiben ist ein kreativer Prozess, der sich kaum in ein starres und allgemeingültiges Schema pressen lässt.
Allerdings ist das Schreiben eben nicht nur ein kreativer Vorgang, sondern immer auch ein Stück weit Handwerk. Es gibt ein paar Regeln oder besser Richtlinien, die der Autor kennen und einhalten sollte. Wobei es natürlich immer auch darauf ankommt, was, für welches Medium und für welche Zielgruppe er schreibt.
Bis der Autor sein Handwerk beherrscht, seine optimale Vorgehensweise gefunden und seinen eigenen Schreibstil entwickelt hat, dauert es aber eine Weile. Gerade am Anfang greifen viele Autoren deshalb auf Ratgeber, Schreib-Konzepte, Leitfäden und Tipps zurück.
Grundsätzlich ist dagegen natürlich auch überhaupt nichts einzuwenden. Allerdings sollte der Autor nicht dazu übergehen, nur noch nach Leitlinien und Ratgebern zu schreiben. Denn nicht jedes Konzept ist sinnvoll.
Drei gängige Schreibregeln, die der Autor besser nicht blind anwenden sollte, stellen wir in diesem Beitrag vor:
Inhalt
Schreibregel Nr. 1: Show, don’t tell (Zeige, statt zu erzählen)!
Ein Leitsatz, an dem seit einiger Zeit kaum ein Weg vorbeiführt, lautet: „Show, don‘t tell!“ Damit ist gemeint, dass der Autor dem Leser nicht nur erzählen soll, was gerade geschieht. Der Autor soll nicht berichten oder Behauptungen aufstellen. Stattdessen soll er dem Leser zeigen, was passiert. Er soll so schreiben, dass sich der Leser in die Situation hinversetzen und sie miterleben kann. Der Leser soll die Ereignisse selbst spüren können, ohne dass der Autor alles bis ins kleinste Detail ausplaudert.
Grundsätzlich ist dieser Schreibstil gar nicht schlecht. Und für Anfänger kann sich der Leitsatz als hilfreicher Tipp erweisen. Allerdings sollte der Autor dieses Prinzip nicht als Vorgabe, sondern bestenfalls als ein Werkzeug unter vielen verstehen. Wenn der Autor nämlich einen längeren Text schreibt und dabei versucht, die Geschehnisse für den Leser ständig spürbar zu machen, ist die Gefahr groß, dass er in eine sehr künstliche Sprache verfällt. Schließlich lebt der erzählende Schreibstil davon, dass der Autor die Dinge eben nicht beim Namen nennt. Die Folge ist, dass der Autor mitunter ewig herumeiert, ohne dass die Geschichte wirklich weitergeht.
Der Autor ist deshalb gut beraten, wenn er seinem natürlichen Schreibfluss freien Lauf lässt und den Leitsatz in erster Linie beim Überarbeiten seiner Texte anwendet. Stößt er auf eine Stelle, an der seine Geschichte ins Stocken gerät oder an der die Geschehnisse irgendwie nicht so richtig zusammenpassen, kann er mit verschiedenen Ausdrucksweisen spielen. Er kann versuchen, seine Beschreibungen so zu formulieren, dass er die Dinge nicht ausspricht, sondern nur andeutet. Auf diese Weise wird die Geschichte lebendig, ohne zu aufgesetzt zu klingen.
Schreibregel Nr. 2: Erst ein Plot, dann der Text!
Plotstrukturen blicken auf eine lange Geschichte zurück. Bereits in der Antike wurden Regeln für den Aufbau einer gelungenen Geschichte aufgestellt. So sieht der klassische Aufbau für ein Drama beispielsweise fünf Akte vor und bis heute folgen viele Werke diesem Muster. Auch in der Schule lernen die Kinder, dass zu den ersten Schritten für einen guten Aufsatz gehört, eine Gliederung zu erstellen.
Tatsächlich macht es durchaus Sinn, eine Geschichte vorher zu planen. Denn wenn der Autor in seinem Plot festlegt, was wann passieren soll, welche Ereignisse aufeinander folgen und wo entscheidende Stellen liegen werden, hat er ein wichtiges Grundgerüst. Daran kann er sich jederzeit orientieren und läuft nicht Gefahr, dass er sich irgendwo verzettelt oder komplett den Überblick verliert. Auch das Risiko, dass er wichtige Informationen vergisst, die für ihn selbstverständlich sind, die der Leser aber unbedingt fürs Verständnis der Geschichte braucht, ist minimiert.
Allerdings bedeutet ein Plot zu schreiben nicht, dass der Autor alles bis ins kleinste Detail planen muss. Und ein Plot ist nie in Stein gemeißelt. Plant der Autor im Vorfeld zu genau und hält er sich stur an seinen Plan, bremst er sich selbst aus.
Denn er kann keine neuen Ideen aufgreifen, weil sonst sein Plot ja hinfällig wäre. Der Autor sollte seinen Plot und auch die gängigen Strukturen für Texte deshalb als das sehen, was sie sind: Muster, die Orientierung bieten.
Im Prinzip also so etwas wie ein Kompass, der dabei hilft, den richtigen Weg zu finden. Und so wie der Autor einen Kompass jederzeit neu ausrichten kann, wenn er irgendwo abgebogen ist, kann er auch sein Plot korrigieren oder nachjustieren, wenn seine Geschichte im Schreibverlauf eine andere, spannendere Wendung genommen hat.
Schreibregel Nr. 3: Figuren müssen Tiefe haben!
Damit eine Geschichte interessant und spannend wird, dürfen die Figuren keine Stereotypen sein. Stattdessen müssen sie als echte Individuen besondere Eigenheiten und einen tiefgründigen Charakter haben. So jedenfalls lautet eine gängige Regel. Und damit das klappt, wird regelmäßig empfohlen, dass der Autor seine Figuren vor dem Schreiben ausarbeiten soll.
Dazu kann er ihre Biographie festlegen und ihnen ein bestimmtes Aussehen geben. Er kann ihnen gewisse Charakterzüge zuweisen und äußere sowie innere Konflikte auferlegen. Der Autor erschafft also seine Figuren und erst wenn er sie in- und auswendig kennt, sollte er ihnen Leben einhauchen, indem er seine Geschichte schreibt.
Zweifelsohne sollten die Figuren in einer Geschichte keine Langweiler ohne jegliche Struktur sein. Doch zu interessanten und lebendigen Charakteren kommt der Autor nicht allein dadurch, dass er vorher umfangreiche Studien durchführt. Figuren erhalten ihre Tiefe nicht dadurch, dass der Autor alles über sie weiß, sondern dadurch, dass ihre Persönlichkeit in der Geschichte zum Tragen kommt.
Ähnlich wie beim Plot kann es natürlich nicht schaden, wenn der Autor ein Grundgerüst erstellt. Doch dabei genügt es, wenn er den Charakter in groben Zügen festlegt. Beim Schreiben bleibt dem Autor dann noch genug Zeit, um seine Figuren näher kennenzulernen und ihre Eigenschaften herauszuarbeiten.
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